Zu kaum einer anderen Zeit lassen sich dunkle Gefühle stilechter ausleben als in dunklen, grauen Herbstnächten. Melancholie, Düsternis liegen wie schwere kalte Wolken auf der Seele und wollen angemessen gefühlt werden. Wahrlich wahre Kunst, mit welcher Tiefe und Schwermut und zugleich gefühlvoller Erhabenheit derlei Emotionen vorgetragen werden - niemand beherrscht es so wie die Künstler der Gothic Szene, Traurigkeit zu zelebrieren, sodass stets aber auch ein Fünkchen Hoffnung und Erlösung mitschwingt, hoffnungslos düster zu klingen, jedoch mit Pathos, schöne Schwermut zu verbreiten, sodass dennoch trotz undurchdringbarer Dunkelheit selbst tiefste Verzweiflung und Traurigkeit in klanggewaltiger Schönheit erstrahlen. Gothic - und nicht ganz so gothic - at it's best!
Als echte Kreativwerkzeuge lassen Synthesizer aus mannigfaltig modulierenden, oszillierenden, synthetisierenden Sounds abwechslungsreiche Welten und Stimmungen erstehen. Solitary Experiments, Last Activity, Sea Of Sin, Vitalic und andere errichten Klangflächen aus Elektronen, verbinden ganz unterschiedliche Elemente - metallisch-kalt, sphärisch-verwaschen, kongruent-klar, stets auf der Suche ein Gleichgewicht zwischen verschiedenen Erfahrungen und Wahrnehmungen zu finden. Hier tönt Humor, dort Melancholie, Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit, Minimalismus und Art-Pop, Glamour und schlichte Nüchternheit, digital und analog, immer wieder halten kleine Elemente den Spannungsbogen aufrecht. All diese Eindrücke passen unter das Mäntelchen "Synthesizing" - elektronische Sounds mit Drive, Club-taugliche Beats, hymnische Ohrwürmer, Gefühl und Power in allen (Klang-)Farben.
Bist. Du. Deppert. Was da in den letzten Wochen an Krachern auf uns losgelassen wurde, das ist uns nimma wurscht. Nun war 2022 bisher ja schon ein äußerst produktives Jahr für basslastigen, beatbetonten Bumm-Bumm, aber was uns da heute zu Ohren kommt, das schlägt dem Fass den Tanzboden aus. Orbital mit den Sleaford Mods hat mit "Dirty Rat" wohl einen der sensationellsten Tracks des Jahres geliefert, Frozen Plasma remixt quasi alles, was an Qualität in der Electroszene daherkommt und macht's noch bÄsser, und Neuroticfish liefert mit Velocity N20 harte Drogen für den Dancefloor. Ein Wahnsinn, das alles.
Die Musik der 80er Jahre umfasste mannigfaltige unterschiedliche Stilrichtungen und zahlreiche Bands, vom alternativen Rock der Pixies über den Synthie-Pop der Blancmange bis hin zum Post-Punk von Theatre Of Hate - für alle Geschmäcker gab's den passenden Sound auf dem Platten-Teller. Weit gefasst und sehr kreativ bleiben die 80s eine der bestimmenden Klang-Dekaden der letzten Jahrzehnte. Während es schwierig ist, New Wave, Gothic Rock oder Post Punk durch eine einzige CD, eine einzige Compilation zu definieren, schafft es der Mitternachtsreigen allmonatlich, große und nicht ganz so große Namen in einer runden Stunde unter einen Hut zu bringen und jedesmal - manchmal mit aktuellen Geschmacksverstärkern - einen kleinen, anregenden Appetithappen auf die 80er Jahre zu servieren.
Es ist faszinierend - als unser Mitternachtsreigen im Jahr 2010 ein Jahr alt wurde, waren DJ B-NoiZe und Chrissy mächtig stolz. Als wir fünf wurden, war das für uns ein Mega-Milestone, das verflixte siebente Jahr war gar nicht so verflixt und bescherte euch und uns richtig viel Freude, unser zehnjähriges Jubiläum war so richtig groß, und eh wir uns versehen, werden wir 13. Dreizehn! Wo bei Kindern so richtig ein grätziges, aufmümpfiges Alter beginnt, entwickelt sich unser "Baby" immer prächtiger und freundlicher. Das verdanken wir euch, unseren lieben Zuhörer:innen, die ihr direkt all unsere Freund:innen geworden seid, die ihr uns jede Woche zuhört, uns unterstützt mit eurem Feedback und eurer Anerkennung. Wir danken euch von ganzem Herzen für eure 13 Jahre Zeit, die ihr uns schenkt, für eure Aufmerksamkeit, für eure Treue - es könnt' noch ewig so weitergehen!
Heute feiern wir das Heimatland des Mitternachtsreigens - mit Heimatklängen im Mitternachtsreigen. Am österreichischen Nationalfeiertag haben Musiker das Sagen und das Singen, die in unserer schönen Alpenrepublik beheimatet sind. Musik hatte und hat im Land der Walzerseligkeit immer schon einen hohen Stellenwert, Festspiele klingen übers ganze Land, nicht nur der Kongress tanzt. Mit hochkarätigen Musikern kann das Land der Berge aufwarten, das hört ihr ganz genau vom „Imperial Austrian Industrial“ Nachtmahr, vom musikalisch-magisch-transzendentalen Kompositions- und Transformationsprojekt The Devil & The Universe, vom angesagten Star-DJ und Produzent Parov Stelar und anderen - alles Made In Austria!
Geballte Electropower donnert durch den Mitternachtsreigen, beklemmend düstere Bassschläge, kräftig wummernde Drumloops mit raffinierter rhythmischer Vielfalt sowie knackige und klare Beats lassen die Floors erbeben. Da ist was los, Elektronikkapazunder wie ES23 oder Feindflug breiten hier einen dichten Klangteppich aus, bei dem flirrende Basslines nur ein Element unter vielen sind, verknüpfen Beats und Rhythmus mit eingängigen Pop-Harmonien und Synth-Schlieren. Da verbreiten sich Sounds, die schwer, fett und breit klingen – oftmals auch melancholisch, da pocht der Herzschlag der Zukunft, drängt dazu sich im Sog der Bässe zu verlieren, kollektiv durch die Nacht zu treiben. Beat, Bass und Stroboskop - was will man noch mehr?
Live fetzt. Live fasziniert. Live lebt. Tatsächlich lässt sich mittlerweile erkennen, dass nach dem großen Corona-Schock, nach der geschlossenen Stille schön langsam Bands, Konzerte und Festivals wieder stattzufinden wagen. Sowohl die Künstler als auch die Fans können's nicht erwarten sich wieder persönlich gegenüber zu stehen und einander zuzujubeln. Unvergleichbar, welche Energie und Euphorie so ein Live-Konzert transportiert, welche Power da zwischen Bühne und Publikum hin- und herflirrt! Dennoch ist für viele der Restart ein holpriger, verlaufen doch vielerorts die Vorverkäufe so zögerlich, dass ganze Veranstaltungen bereits im Vorhinein abgesagt werden. Auf der anderen Seite werden große Touren bekannter Bands bekannt gegeben und sind in wenigen Minuten beinahe ausverkauft. Der Mitternachtsreigen macht Lust auf Live!
Ach ja *seufz* - seinerzeit. Da war alles ein wenig weniger bunt, da wurde feierlich Melancholie zelebriert. Das Köpfchen leicht schräg gesenkt, die Augen tiefschwarz untermalt, ein todtrauriges Lächeln auf den Lippen wogten die 80er-Jahre-Gruftis dramatisch über die nebelverhüllte Tanzfläche. Kaum zu glauben, dass das schon so lange her sein sollte. Ist es auch nicht! Noch heute weiß der Sound des Post Punk, der Dark Wave, des Goth Rock zu verzaubern und zieht nach wie vor in seinen stimmungsvollen Bann. Ob nun original aus den 80er Jahren The Cure ihr "Charlotte Sometimes" jammern oder die jungen Bleib Modern den Heroen von Seinerzeit nacheifern, all das hüllt uns in eine ganz traumhafte sentimentale Schwermut. Seinerzeit ist meinerzeit.
Bässer. Härter. Lauter. E-Tropolis 2022. Besonders in diesen noch immer seltsamen Zeiten ist jede Begegnung ein Geschenk und das kleine, feine E-Tropolis-Festival in Oberhausens Turbinenhalle beweist einmal mehr: live, laut und in Farbe scheppert's doch noch immer am schönsten. Musikalisch hält das E-tropolis Festival, was der Name verspricht. Ob klassischer EBM, Industrial, Electro- und Synthipop, Rhythm & Noise Attacken oder moderne Cyberbeats - das E-tropolis Festival setzt auch in seiner elften Auflage wieder Maßstäbe und präsentiert die Crème de la Crème "alter" und neuer Electrobands wie Faderhead, Project Pitchfork, Agent Side Grinder und viele mehr sowie einen zusätzlichen Partyfloor mit namhaften Szene-DJs. Wir sehen uns nächstes Jahr wieder, versprochen!