Gibt's eine Formel für Synthpop? Ein Geheimrezept? Einen Bauplan? Eine Montageanleitung? Vielleicht sowas wie: Musik aus Elektronen 'mal zu euphorisierenden, 'mal zu melancholischen Melodien zusammenzimmern, klare Vocals (am liebsten von hübschen Kerlen) in einer Stimmlage, die jedem zärtliche Schauer über den Rücken jagt, Soundsequenzen, die sich ganz von selbst in die Ohren implantieren und nicht mehr raus wollen. All das sind Kniffe, die so viele Bands schon verinnerlicht haben, die Synthpop vom Feinsten kreieren, mit spielerischer Leichtigkeit, mit ungezwungener Nonchalance, ohne verkrampft einer starren Lehre zu folgen. Das geht einfach so - Mesh, die seit vielen Jahren wahre Hymnen an den Synth singen, Audiocall, der aus seiner Comfortzone "Steril" heraus sich auf sanftes Terrain wagt, Supercraft, die Altbewährtes frisch aufpolieren. Synthpop funktioniert so.
Siebenhundert! Das ist ja 'mal eine amtliche Nummer. Siebenhundert Mitternachtsreigen habt ihr schon gehört, siebenhundert Mittwochnächte mit uns verbracht, siebenhundert wundervolle Stunden habt ihr euch von wundervollen Sounds verzaubern lassen, euch von knackigen Beats bewegen lassen, euch von bekannten und unbekannten Melodien, von alten und neuen Tracks, von oft gehörten und noch nicht so oft gehörten Songs unterhalten lassen. DJ B-NoiZe und DJane Chrissy machen mit euch einen repräsentativen Rundgang durch die ersten 700 Mitternachtsreigen, unsere tollsten Momente und Treffen mit Künstlern wie Stephan Groth oder Sami Faderhead, unsere kleine Geschichte des Mitternachtsreigens. So, so sehr sind wir dankbar für eure Treue und euer Dabeisein - gerne nehmen wir euch die nächsten 700 Mitternachtsreigen mit und noch viel weiter!
Zum Ende der Festivalsaison findet mit dem M’era Luna noch eine der größten Open-Air-Veranstaltungen der Gothicszene statt. An die 25.000 Metal-, Goth-, Mittelalter-, Synthpop- und Dark-Wave Fans reisen zum Festival bei Hildesheim an. So gehört das M’era Luna seit vielen Jahren zu den größten Musikfestivals für Fans von Genres abseits des Mainstreams. Im diesjährigen Line-up standen 40 Acts, die auf zwei Freiluftbühnen performten. Als Headliner waren In Extremo, VV, Mono Inc. und Within Temptation gebucht, aber auch Synthpop- und Electrofreunde kamen mit Mesh, De/Vision oder Agonoize auf ihre Kosten. Darüber hinaus gab es in der Nacht ein Party-Programm im Disco-Hangar, einen Mittelaltermarkt, ein Workshop-Programm der 2017 eingeführten M'era Luna Academy, Lesungen und zahlreiche Verkaufsstände mit szeneaffinen Fashion- und Lifestyle-Artikeln.
Heute geht’s so richtig um was, undiskutierbar und kompromisslos, keinen einzigen Schritt zurück weicht der Sound, er treibt eins-zwei-drei-vier und weiter vorwärts auf den Floor. Kraftwerk’s Roboter stampfen im vorgegebenen Anti-humanen Beat von F.T.C., natürlich muss auch ein Matt Hart (!) knallhart rotieren. Wir eiern nicht um den heißen Brei herum, keine heiße Luft wird hier verblasen, hier befördert euch State Of The Union’s „Purgatory“ gleich direkt ins Fegefeuer. Ja, und die Sache mit den Gremlins ist nicht erst seit Ext!ze’s Systemanfall eine erwiesene Sache. Harte Fakten in harten Takten, von EBM bis Industrial-Electro bis TBM – Hauptsache Harsh.
Ach, was war das denn wieder ‘mal für ein Amphi Festival! Goths, Cyber- und Post-Punks, Dark Waver, so viele schwarz gekleidete Besucher trafen sich am letzten Wochenende am Rhein, annähernd 13.000 Freunde feierten bereits zum 17. Mal am Tanzbrunnen, der Theater-Stage und der Orbit-Stage, wo über 40 Bands und DJs die herbeigeströmten Fans blendend unterhielten. Ob nun „alte“ Haudegen wie Deine Lakaien, Das Ich oder Front 242 Ihre Kunst zum Besten gaben, gute Bekannte von S.P.O.C.K. oder Rroyce so richtig Spaß machten oder frische Neuentdeckungen wie Kite, Wiegand oder Rue Oberkampf ihre Fanschar erweitern konnten, dieses Amphi ließ wirklich niemanden gelangweilt auf der Strecke. Selbst ein Andy McCluskey, Sänger der britischen Band Orchestral Manoeuvres in the Dark, war komplett aus dem Häuschen: „Das ist fantastisch, überragend. Können wir bitte, bitte im nächsten Jahr wiederkommen? Oder morgen gleich?“ Also, wir wären dann auch wieder da – Amphi 2024 steht fix wieder auf dem Plan!
Zugegeben, etwas drastisch klingt das schon, "The Clone Wars". Klar, irgendwie sind hier Klone zugange - ganz große 80s Hits, die von ebenso großen Künstlern gecovert und reinterpretiert werden. Doch der Begriff Klon ist hier wohl irreführend, vielmehr sind die Coverversionen kleinere Geschwister der großen Songs, die voll Bewunderung die Moves und Stimmungen der altehrwürdigen Verwandten widerspiegeln. Und bitte keine Angst, auch Kriege werden hier keine geführt, nicht einmal ernstzunehmende Wettkämpfe, eher ist es ehrfurchtsvolles Gegenüberstehen, eine respektvolle Verbeugung vor großen Klassikern. Solar Fake, die Talk Talk's "Such a Shame" fühlen, Spectra Paris, die ganz zerbrechlich Tears For Fears' "Mad World" beweinen, die Pet Shop Boys, die Blur's "Girls & Boys" feiern - alle Tracks mit der gleichen DNA, die zerkriegen sich schon nicht.
Okay, reden wir 'mal Klartext: Sommer ist nicht direkt unsere favorisierte Jahreszeit. Aber Gothics zerfallen in der prallen Sonne nicht zwingend zu Staub und Asche. Synthpop ist eigentlich die ideale Beschallung am Strand, See oder Swimmingpool (natürlich nur mit einem kühlen, von Eiswürfeln klirrenden Cocktail). Darkwave funktioniert auch bei Sonnenschein. Und genau die richtigen gruftigen Sommervibes versprüht unsere Kollektion kunstvoller Synthpop-Songs, harmonische Kompositionen weit weg von banalem Tralala, stets vollendet arrangiert – und spielt so viele Stückerl: Torul kommen fast ein wenig trotzig-aggro daher mit ihrem “We Don’t Care”, das Projekt Affentanz überrascht mit unfassbar künstlerisch designtem Electro, Janrevolution beweist mit “Herzdenkmal” wieder einmal, dass Synthesizermusik auch deutsche Texte ganz wunderbar zu unterstützen vermag.
Als ob es nicht schon heiß genug wäre, kommt Mitternachtsreigen mit einem ganzen Haufen heißer Tracks daher, die den sommerlichen Temperaturen zum Trotz – oder gar zur Unterstützung - ordentlich Bewegung zum Warmwerden abverlangen. Hits für die Hitz‘ sozusagen. Ob nun Aesthetic Perfection’s „Summer Goth“ sich am Strand suhlt und damit DEN Sommerhit 2023 liefert oder ES23 euch zum Mit-den-Wolken-Tanzen zwingt, und zwar genau „Now“, es geht heiß her in unserer Electroküche. Wenn schon schwitzen, dann aus eigenem Antrieb oder zumindest angetrieben von den hitzigen Nummern einer Stunde Mitternachtsreigen.
Es ist ja nur eine Phase. Das dachten wohl so manche Eltern, als so um 1980, 1985 herum plötzlich schüchterne Einserschülerinnen ihre Zimmerwände mit Postern von schwarzgekleideten Künstlern behängten, als wirrköpfige Lausbuben auf einmal ihre Haare schwarz färbten und sich in Rüschenhemden kleideten, als ihre Mustersprösslinge pastellfarbene Pullover ersatzlos durch schwarze Umhänge ersetzten, als maiglöckchenduftende Parfums schon 'mal Patchoulischwaden wichen. Es ist ja nur eine Phase, dachten viele, tja nun, diese Phase dauert jetzt wohl schon gut einige Jahrzehnte an und scheint so schnell auch noch nicht aus der Mode zu kommen. Immer noch fetzen die Bands, die seinerzeit an den Zimmerwänden hingen, auf der Bühne herum und auch für Nachschub wird eifrig gesorgt – sorry, liebe Eltern, die 80er-Phase ist noch immer nicht vorbei.
Kunststoff – der Stoff, aus dem unsere Träume sind. Es ist eine wahre Kunst Stoff für traumhafte Melodien, träumerische Songgebilde, verträumte Lyrics zu weben. Mit nahezu traumwandlerischer Sicherheit gelingt es unseren Klang-Künstlern immer wieder genügend Essenz für wohltuend leichte Pop-Melodien aus Elektronen zu schaffen und doch diesen synthetisch generierten Sounds ätherische Texturen und Stimmungen zu verleihen, ihnen auf wunderbar erhebende Weise Leben einzuhauchen und aus meisterhaft konstruierten Klangbögen Stoff für Herz und Hören verweben. Kunstvoll wird schon einmal, nein mehrmals Gehörtes von Ladytron neu aufgemischt, Code 64 fügen dem Kunst-Stoff gar „Emotional Content“ hinzu. Der letzte Tanz ist noch lange nicht getanzt!