Hey, folks! Ungewohnte Klänge kommen euch heute zu Ohren, eine Musikrichtung, die etwa in der Mitte der 1980er Jahre in England entstanden ist, welche in der schwarzen Szene durchaus ihren Platz und ihre Berechtigung hat, aber hier im Mitternachtsreigen doch nicht ganz so oft Platz findet: Neofolk oder auch „Apocalyptic Folk“. Während der Großteil des Neofolk eher der Lagerfeuer-und-Klampfe-Fraktion zuzurechnen ist (was nicht abwertend gemeint ist), werden auch außerhalb des Neofolk bekannte Namen wie Kirlian Camera oder Rome willkommen geheißen. Dem gegenüber stehen Bands wie Jännerwein mit ihrem poetischen Alpinfolk in akustischer Instrumentierung. Das größte verbindende Element ist dabei die Musik mit ihrem ganz eigenen, eigensinnigen Charakter - minimalistisch, manchmal spröde, unverschnörkelt, ruhig, unaufgeregt und doch auch immer spannungsgeladen und ergreifend.
Die 1980er Jahre - ein Jahrzehnt, das wir schon lange hinter uns ließen. Und dennoch ereilt uns regelmäßig ein 80ies Revival, sei es in der Mode, seien es die Protagonisten der 80er Jahre, die plötzlich wieder aus der Versenkung auftauchen oder sei es in musikalischer Hinsicht. Aber kann man überhaupt von einem Revival sprechen von etwas, das ja eigentlich nie wirklich weg war? Die Musik der 80ies, New Wave, Dark Wave, Post Punk - erfüllt mit nostalgischer Erinnerung tanzen wir immer wieder gerne zu Songs von Fad Gadget oder Anne Clark. Im selben Fahrwasser schwimmen auch immer wieder "junge" Bands, die gefesselt von diesen Sounds eben diese neu aufnehmen und ihr eigenes Ding daraus machen, ihren eigenen Wave. So long, 80ies, Wave and more - die Geschichte geht weiter.
2-4-2. Diese ikonische Zahlenfolge bestimmt nicht nur das heutige Datum, dieser Tag 24.2. kennzeichnet den International EBM-Day, schlecht für sensible Nachbarn – gut für EBM Fans, die gerne Bewegung mit Kraft und Euphorie einen. Es ist der Feiertag für Electronic Body Musiker. Die Electronic Body Music – kurz EBM – hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Ende der 80er war der Stil richtig populär, im Zuge der 90er Technobewegung wurde die Richtung dann mehrmals vorschnell verabschiedet, um mit Beginn des neuen Milleniums wieder eine wachsende und treue Fanschar zu vereinen. Klassisch arrangierte Oldschool EBM vs. moderne, junge, knackig produzierte EBM - Electronic Body Music Klassiker bestechen kompromiss- und gnadenlos mit ihrer Energie: hart, direkt und körperlich. Spannung besteht gerade aus dem Gegensatz der elektronischen Sounds und den harten organischen Vocals von Rampensäuen wie Douglas McCarthy oder Richard 23.
Auch wenn wir noch nie so die Faschingsnarren waren, einer guten Feierei sind wir dennoch nicht abgeneigt. So ist der Mitternachtsreigen fröhlich alljährlich auf den Karnevalszug aufgesprungen und hat eben - wochentagsbedingt - den Aschermittwoch zur Fasching-ist-rum-wir-feiern-Aschermittwochsparty umdisponiert. Wir haben uns verkleidet als Prinzessinnen, als Clowns, als Cowboys, verbrachten so manche narrische Stund', Party ist, Party bleibt. In Zeiten der Corona wurden nun Fastnachtsaktivitäten zum Wohle der Gesundheit gestrichen, doch im virtuellen Raum wird man ja ein wenig Fasching machen können. Auch noch am Aschermittwoch. Helau!
Die Beats gehen heute ganz tief, pochende Schallwellen vergraben sich komfortabel in den untersten Sphären der Magengrube. Unweigerlich beginnt ein Wummern, ein Zucken, ruhig bleibt hier keiner. Behaglich unbehaglich ist der Bass zu fühlen, als ob er sich tief unter der Erde wie ein Beben ausgebreitet, so richtig breit gemacht hätte. Hintergründe düsterer Dystopie-Welten assoziieren wir mit den pulsierenden Sounds, welche bewusst mit Einflüssen aus EBM, Techno, Trance und Hardstyle operieren und durch ihren harten Ansatz kompromisslos zum Tanzen überreden könnten, schon immer bereit, furchtlos die Grenzen zwischen den Genres zu überschreiten und alle Arten von Stilen und Einflüssen zu erforschen. Klack, Daddybear, Suicide Commando, Aesthetic Perfection - da wüten die wahren "Party Monster", und - ja, wir Gruftis gehen zum Tanzen in den Keller.
Als töne ein Echo vergangener Zeiten aus den Tiefen dunkler Erinnerung, als halle ein längst vergessener Klang aus dem schwarzen Nichts wider, so kriechen gewisse Sounds irgendwie wohlvertraut, irgendwie ungreifbar aus dem Äther verlorener Melodien. Die Grenzen zwischen Retro und Future verschwimmen, sie lassen uns verschwimmen in Wellen von unbeschwerten Tänzen, von wohlgefälligen Liedern aus dem Gestern, dem Heute. Uns ergreift heimelige Nostalgie, wir haben Sounds wie diese schon gehört und hören sie immer wieder gerne. Die Hymnen der 80ies, der New-Wave-Ära lassen uns nicht los - schon gar nicht in einer "Night Like This".
Scheint so, als habe der synthetische Frühling schon begonnen - die Synthpopper legen auffallend umtriebige Aktivitäten an den Tag, was Releasetätigkeiten anbelangt. Im Hause Infacted Recordings z.B. wurden eben die Preorders für J:Dead, Digital Energy und noch so manche Kollegen freigeschalten, Solar Fake und Kirlian Camera lassen von sich hören und weitere schöne Neuerscheinungen sprießen wie bunte blumige Frühlingsboten aus der kalten Erde. Ein wenig künstlich aus Harmonien und Melodien geschaffene Herzenswärme schadet ja nicht in diesen kalten Tagen.
Hört ihr auch schon das dunkle Bassgrollen in der Ferne? Fühlt ihr die vibrierenden Bässe der Zukunft? Der Ton ist hart und bedrückend, tropft von destruktiven und korrodierten Grooves und strahlt dennoch tiefe Melodien und starken Sinn für Spiritualität aus. Die Kompositionen sind zweifellos bedrohliche und anstößige Clubmusik, so verdreht und aufgewühlt. Crushing Dancefloor-Verzerrungen passen bequem zu neuen und interessanten Stilen, die harten Klangstrukturen haben Einflüsse aus dem breiten Spektrum alternativer und extremer Musik entwickelt und integriert. SIde-Line-Magazine hat einen großartigen neuen Sampler mit satten 140 Tracks herausgebracht, den wir euch ebenso nahe legen wie Neues von Imperative Reaction, Cult Of Neon oder Aesthetic Perfection.
Einen verrückten Ritt durch eine verrückte Zeit unternehmen wir heute mit euch, einen wilden Trip durch Sounds einer Zeit, die auch über 40 Jahre danach nichts an ihrem Charme, ihrem Reiz, ihrer Faszination verloren haben. Ein Echo der 80er Jahre hallt noch nach, Heroes der 80er Jahre sind und bleiben unvergessen, auch wenn manche von ihnen bereits aus dem Orbit der Ground Control entschwunden sind. Der gewagte Bogen des Mitternachtsreigens spannt sich heute von Italo Disco à la Giorgo Moroder über Blondies poppigem Punk bis hin zu klinischem Industrial. Eine spannungsvolle Stunde aus einer spannenden Zeit - ihr könnt gespannt sein.
Nun, das war's jetzt mit 2020. Ein Jahr, das es in jeder Hinsicht in sich hatte - das aber dennoch zumindest in musikalischer Hinsicht kaum zu wünschen übrig ließ. Viele neue Releases konnten wir euch vorspielen, ganze 102 im Mitternachtsreigen noch nie gespielte Tracks konnten wir euch vorstellen, insgesamt 450 unterschiedliche Songs bekamt ihr im Lauf des Jahres in 53 Sendungen zu hören, und natürlich gab es auch ein paar ganz besondere "Lieblinge", die ein wenig öfter als andere Bands im Mitternachtsreigen auftraten. So betreiben wir heute noch ein wenig Rückschau, bevor wir auf ein Neues ins 2021 starten.