Tja, das Jahr 2020 lässt uns in Sachen Party ganz schön darben. Da ist es eine willkommene Abwechslung, wenn zumindest im Mitternachtsreigen ein wenig Feiern angesagt ist - vor wenigen Tagen beging unsere DJane Chrissy ihren Geburtstag, traditionsgemäß wird dieser im Mitternachtsreigen zelebriert. Kleine musikalische Geburtstagsgeschenkchen werden ausgepackt, lauter Sachen, die sich Chrissy innigst gewünscht hat. Wenn doch Schenken immer so einfach wäre - ein Päckchen Depeche Mode, Faderhead, Covenant - und Chrissy ist happy. Na, und ihr habt auch 'was davon, ihr seid auf unsere Party herzlichst eingeladen.
Vom blubberigen, frechen Synthiepop bis zum düsteren Darkwave vermag Synth-, Future- oder Elektropop die allgemeine Zerrissenheit in unterschiedlichen Stimmungen und Gefühlen widerzuspiegeln. Einerseits schmiedet er die hellsten Klangbögen, die sich euphorisch in ungeahnte Höhen schrauben, andererseits umfasst er Downtempo-Texturen und tiefe Stimmungen, welche einen gewissermaßen verzagt und schwermütig auf den Soundflächen stehen lassen. Dass dies genau so seine Berechtigung hat, beweisen uns ein ums andere Mal großartige mehr oder weniger neue Releases von Assemblage 23, X Marks The Pedwalk, Xenturion Prime, Frozen Plasma und manch anderen Künstlern, die so famos mit unseren Stimmungen und ihren Sounds umgehen können.
Kakophonische Loops. Bedrückend verstörende Texte. Grobe Vocals. Dies sind die Visitenkarten der Industrialmusik, des Anti-Establishment-Genres, das sich durch die Verbindung von Aggression mit schrägen Synthesizern mit Sturm und Drang auszeichnet. "Industrial" mag eine bequeme Abkürzung für den Hard-Synth-Sound des Genres sein, der Begriff bezieht sich jedoch nicht nur auf den experimentellen Industrial-Aufdruck, der Mitte der 70er Jahre von seinen avantgardistischen Vorfahren erstellt wurde, eine neue Generation der industriellen Revolution rollt an, zornige junge Künstler verleihen ihrer Raserei mit harshen Beats, fiesen Bässen, rauen Vocals Ausdruck. Die Braut übt sich in "Virtual Communication", Synthattack beschwören das Genre "Harsh Will Never Die" und ab & an machen auch noch die gesetzteren Herren von Monolith oder Suicide Commando mit.
Der Mitternachtsreigen kredenzt heute eine zünftige Mitternachtsjause. Wir servieren harte Kost, ein feines Soundsüppchen kochen wir für euch, schmackhaftes Futter für die Ohren. Was es da nicht alles zu essen gibt - Pop Will Eat Itself, Maneater, Eat Liver! Eat Me! oder Emigrate mit "Eat Me Alive". Eine köstliche Speisekarte mit famos komponierten Gerichten steht zur Auswahl, ein 8- oder 9- oder 10-Gänge-Menü, von dem ihr sicher lange nicht satt werdet. Für die Weinbegleitung sorgt ihr selbst. Wir machen euch Gusto auf Feinstes. Seid ihr hungrig? Es ist angerichtet.
Beinahe mit der Akribie eines Archäologen gräbt der Mitternachtsreigen allmonatlich im fruchtbaren Boden der 80er Jahre. Ganz wunderbare Fundstücke kommen da zum Vorschein - und, nein, es handelt sich keinesfalls um alte, knöcherne Fossilien. Hier wird kein alter Staub aufgewirbelt, Tracks mit einer unglaublichen Kraft, mit ganz viel Leben verbergen sich im Fundus der Wave-Zeiten, Lieder mit knackigen Beats, mit cheesy Melodien oder einfach unangefochtene Kulthits. Inbase, OMD, Nocturnal Emissions, John Maus oder Off bringen Songs aus den 80ern, für die 80er oder nach den 80ern, die aber klingen als wären sie 80er. Die Überreste der 80er Jahre Kulturen sind es immer wert bestaunt zu werden.
Große Synthpop-Liebe forever! Kaum eine musikalische Ausrichtung ist so vielfältig und zeitlos wie unser heißgeliebter Synthpop. In all seinen Variationen - Synthiepop, Futurepop, Electro - vermag er zu bezaubern, vollendete Harmonien, kunstvolle Melodiebögen, wunderschöne Songs reißen uns mit, graben sich tief in unser Herz und erwecken vielfältige Emotionen. Dann sind da noch die charakteristischen Stimmen von Mesh, Covenant, Eisfabrik, die aus jedem Song ein eigenständiges Kunstwerk schaffen. Auch altgediente Synthpopper wie Erasure schaffen es noch nach 35 Jahren mit neuem Material zu begeistern. Synthpop hat kein Ablaufdatum!
Das ist ein wahrhaft heißer Sommer - gerade was neue Releases im Bereich der härteren Elektro-Gangart angeht. Hat das bisherige Musikjahr 2020 eher durch feine Synthpop-Releases geglänzt, so geht es jetzt Schlag auf Schlag! Was da in den vergangenen Wochen, ja erst Tagen neu auf den Harsh Electro-Markt losgelassen wurde, lässt unser Herz sprichwörtlich höher (und lauter) schlagen. Studio-X, Soman, ES23, Pete Crane hauen gleich ordentlich rein, ein Knaller jagt den anderen, in dieser Stunde Mitternachtsreigen kommt ihr garantiert ins Schwitzen. Mangelnde Produktivität kann man den Künstlern nicht nachsagen - da kommt noch mehr!
Es ist ganz schön traurig, gerade jetzt wäre die Zeit der Mitternachtsreigen-Festival-Themensendungen, jedoch müssen wir uns den Gegebenheiten beugen: Keine Festivals, keine Festival-Sondersendungen. Wie füllen wir jetzt die Leere am Tanzbrunnen, die Leere am Agra-Gelände, die Leere am Flughafen Drispenstedt, diese verdammte Leere, dieses sprichwörtliche Sommer-Loch? Ach, lasst uns einfach den Sommer irgendwie verbringen, den Sound des Sommers feiern, ein wenig albern machen lassen von der Sonne. Ganz ehrlich, es ist zu heiß für Genregrenzen, Halo Effect lassen unser Hirn schmelzen, mit Zynic tanzen die "Boys Of Summer" an, Scooter labt sich am "Summer Wine", Jännerwein genießt den "Sommer". Hitzefrei? Keineswegs, wir sind heiß auf den Mitternachtsreigen.
Wenn wir gute alte Freunde, die wir gefühlt seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen haben, nach langer Zeit wiedertreffen, so erfüllt uns das mit unbändiger Freude. Beinahe jeder Satz beginnt mit "Oh, weißt du noch?" und endet meist mit haltlosem Gekicher. Plötzlich erstehen in uns ungeahnte, vergessen geglaubte nostalgische Gefühle, wir schwelgen in den schönsten Erinnerungen. Genauso geht es uns, wenn uns auf einmal Sounds und Songs zu Ohren kommen, die wir wohl seit Ewigkeiten nicht mehr vernommen haben. Oder wann habt ihr das letzte Mal "The Mercy Seat" von Nick Cave & The Bad Seeds gehört? Oder "Melting Away" Von Absolut Body Control? Die Songs der 80er Jahre schmeicheln sich selbst nach Jahren wie gute Freunde herrlich betörend in unsere Ohren und unser Gemüt.
Wem bei EBM lediglich Front 242 oder Nitzer Ebb in den Sinn kommen, der hat wohl in den letzten paar Jahren einiges verpasst. Eine neue Generation der Electronic Body Music ist herangewachsen und lässt die "Alten Hasen" sprichwörtlich fast ein wenig alt aussehen. Selbstverständlich liefern die Urväter der EBM die Basics, die Inspiration, was jedoch Künstler wie Daddybear, Negant! oder Spark! daraus machen, steht den kraftvollen Vorlagen in nichts nach. Selbst Electro Body Mädels mischen mit, wie die Schwedin Rein eindrucksvoll beweist. Oldschool EBM ist mit frischen, neuen, knackigen Beats & Sounds im Heute gelandet - knallt wie eh und je.