Wenn die Melodie sich in unsere Ohren verkriecht, sich Gänsehaut ankündigt, dann möchten wir sie am liebsten auf ewig hören, diese Musik. Aber was hören wir da eigentlich? Die Rede ist vom Synthesizer, der den Pop um sein Subgenre Synthie-Pop bereichert. Synthpop scheint auf den ersten Blick kalt und unnahbar zu sein, doch das Gegenteil ist der Fall. Der Takt prescht voran, eingängige Melodien und Akkordabfolgen vermengen sich, auf einmal kommt etwas „Kaltes“ hinzu, das nur auf den ersten Blick mit den anderen Komponenten kaum vereinbar scheint; fügen sich doch die elektronisch hervorgebrachten Sounds zu einem wohlklingenden Ganzen, ein Peter Heppner, der eindringlich an ein "Wir Sind Wir" appelliert, Apoptygma Berzerk mit einem durchgequirlten "Unicorn", Black Nail Cabaret, Torul oder Zoodrake - Synthpop ist warm und voller Emotionen, voller Gefühle, voller Harmonien.
Ach, wenn man doch immer die Zeit so einfach zurückdrehen könnte, wie es der Mitternachtsreigen einmal im Monat macht: der erste Mittwoch im Monat - zack, sind wir in den glorreichen 1980er-Jahren. Eine Zeit, die in historischer, in modischer und auf jeden Fall in musikalischer Hinsicht reich an geschichtsträchtigen Momenten war, die ein wahres Füllhorn an unsterblichen Melodien und noch heute wirksamer Inspiration hervorgebracht hat. Eine davon, zum Beispiel, "Love Will Tear Us Apart" erinnert wohl für immer an den tragischen Tod des Joy Division-Charismatikers Ian Curtis vor fast genau 40 Jahren. Ein "Goodbye Horses", diesmal von Psyche, das wohl unweigerlich mit einer bedrückend-beklemmenden Filmszene in Verbindung gebracht wird. Post-Punk und New Wave-Perlen, von denen wohl jeder einzelne Song seine eigene Geschichte erzählt.
Immer noch - und wohl noch längere Zeit - beherrscht das Corona-Virus samt den damit verbundenen Konsequenzen und Einschränkungen unseren "Alltag". Momentan lässt sich ein schmaler Silberstreif erahnen, die Ausgangsbeschränkungen werden gelockert, jedoch unter strikten Vorgaben zur Vorsicht, Rücksicht und zu unser aller Schutz. Cybers haben ein derartiges Szenario gewissermaßen stilisiert, nun sind Schutzmasken tragende Menschen zu allgegenwärtigen Bild in der Stadt geworden. Bereits von Soman hörten wir über "My mask, my filter, my defense, my faith", auch weitere Projekte wie z.B. Antibody (Antikörper - ganz wichtig!), Melotron, Youth Code oder Wynardtage nahmen sich dieses Themas an. Tatsächlich, Masken zu tragen schützt nicht nur uns und andere - in dieser Stunde klingt das allesamt gar nicht so übel und direkt tragbar. #wearyourmask #stillstayathome
Es ist eine eigenartige Stimmung, in der wir uns derzeit befinden. Irgendwie traurig, einsam, irgendwie voller Angst, aber gleichzeitig auch voller Zuversicht, Freundlichkeit, Freude an den kleinsten Dingen, Sensibilität. Kaum ein künstlerischer Weg der Klanggestaltung vermag dieses Gefühlskarussell besser einzufangen und in Melodien zu kleiden als Synthpop. So fröhlich und euphorisch dieser Sound oft tönen mag, ebenso schwermütig und herzergreifend, jedoch niemals deprimierend, fühlen sich die synthetisch-elektronischen Klänge an. Liegt es an der warmen Stimme eines Ronan Harris von VNV Nation, dessen ergreifendes "Forsaken" die Kraft hat uns ein zaghaftes Lächeln abzuringen, oder an dem charakteristischen Gejammere eines Robert Smith, der uns selbst durch finsterste Grufti-Gezeiten begleitete? Tracks u.a. von Unity One, Klangstabil, Rotersand vermitteln uns die Gewissheit, dass irgendwie, irgendwann der Silberstreif am Horizont uns die kommenden Zeiten wieder erleuchten wird.
Wer von euch vermisst es nicht im Club eures Vertrauens auf düsterbunt ausgeleuchteter Tanzfläche in den rhythmisch zuckenden Blitzen des Stroboskops ebenso rhythmisch mit vollem Körpereinsatz leidenschaftlich abzuzappeln? Stundenlang in Beats und Sounds zu versinken, die 'mal mehr, 'mal weniger subtil in die Magengrube wummernden Bässe zu inhalieren? Nun, dieses Bild wird wohl noch eine gute Zeitlang lediglich in unseren Köpfen existieren, die COVID19-geschuldeten Ausgangs-Beschränkungen werden uns noch eine ganze Weile im Griff haben und unser "Ausgehen" auf unser Zuhause beschränken. Kein Grund unsere alten Knochen morsch werden zu lassen, ein ordentliches Dancefloor-Workout lässt sich auch in den eigenen vier Wänden durchziehen. Ihr habt euren Floor in der Hand - und Lykard, Zombie Girl, Xotox oder Lazerpunk haben euch in der Hand. Partylichterkette an, Mitternachtsreigen aufdrehen - und "SWEAT!"!
#stayathome #AusgehenOhneRausgehen #stayhomesavelives
Wir befinden uns mittlerweile in Woche 4 der virusbedingten Isolation, #stayathome hat sich in den Köpfen (hoffentlich) aller festgesetzt und Ausgangsbeschränkungen zeigen einen kleinen Silberstreifen am Horizont. Menschen wissen, dass es für sich und die anderen gesünder ist so wenigen sozialen Kontakten als möglich körperlich nahe zu kommen. So hat sich nun eine Art Bewegung in unserer Szene hervorgetan, die uns suggeriert, dass es nicht nötig ist alleine im stillen Zimmer zu sitzen - man kann auch mit Musik & Sound alleine im Zimmer sitzen, das nun nicht mehr still ist. DJs streamen ihre Sets, Clubs wie das Slimelight oder unser Libella lassen uns am Wochenende ganz ohne Dresscode auf ihre (virtuelle) Party. Am Wochenende fand sogar ein "Stay At Home 2020" Festival statt mit ganz besonderen Auftritten von Versus, Rroyce oder JanRevolution. Mitternachtsreigen resümiert über diese Aktivitäten, vielleicht bekommt ihr ja die eine oder andere Anregung auch auf die eine oder andere Party 'reinzuklicken.
Beinahe weltweit hocken die Menschen zuhause und dürsten förmlich nach Unterhaltung, Abwechslung, Laune. All das bringt euch euer Mitternachtsreigen, fast in gewohnter Weise, denn die beiden Mitternachtsre(i)genten haben kurzerhand ihren Sendeort in ihre Wohnzimmer verlegt. Sendeplatz bleibt der Gleiche – auf den Frequenzen der Radiofabrik oder über unseren Webstream. Am Programm wird vorerst nicht gerüttelt, heute gehen wir back in time und setzen uns in den 80s, Wave & More-Zeiten fest. Wir schmettern mit David Bowie zur Hommage an all unsere „Heroes“, die uns trotz widriger Umstände so großartig unseren Alltag meistern lassen, wir trauern um Genesis P. Orridge und Gabi Delgado, zwei Ausnahmemusiker und Ikonen der Zeit, der Mitternachtsreigen entführt euch in irgendwie „bessere“ Tage. Wir bleiben daheim – und kommen doch zu euch! Wenn’s ab & an etwas ruckelt, bitte seht uns das nach - es kommen gewiss wieder gute Zeiten.
Zuhause ist's eigentlich auch okay - gerade in diesen Zeiten sind wir zuhause wohl am gesündesten aufgehoben und auch am sichersten für unsere Mitmenschen. Aufgrund der Ausgangsbeschränkungen ist das Studio in der Radiofabrik geschlossen, daher ist es uns in dieser Woche nicht möglich euch live zu begrüßen. Von ganzem Herzen möchten wir euch jedoch den Aufenthalt innerhalb eurer vier Wände nahelegen, darum beschallen wir euer Zuhause mit wunderbaren Songs übers Zuhause, übers Nachhausekommen, übers Nachhausebringen, übers Daheimsein - unter anderem von Frozen Plasma, Depeche Mode, Mr. Kitty, Hand In Waves, Blutengel oder Torul, und das Ganze dann auch noch in wunderbaren Synthpop-Sounds voller Trost und Zuversicht. Bitte bleibt zuhause! Wir schaffen das.
Mit Stahlnebel & Black Selket's "Noise" startet der Mitternachtsreigen in diese Stunde, und das ist auch schon das Schlag-Wort für das heutige Programm. Lärmbelästigung klingt anders, hier kriegt ihr Noise, aber nicht störend, Bass, aber nicht bösartig, Gewummer, aber das gute. Für eure kleine Party am Mittwoch stehen Eisfabrik, Horskh oder Studio-X vs. Simon Carter schon bereit, um euch kräftig anzuwummern. Ein Beat-"Inferno" (hotter than hell!) breitet sich aus und wird auch so schnell keine Ruhe geben. Nächtliche Ruhestörung? Ja, bitte doch!
Es ist wie in der Mode - alles kommt irgendwann einmal wieder. Und kaum eine Modelinie ist so unzerstörbar wie der Stil der 80er Jahre. Es ist keine flüchtige Modeerscheinung, diesen 80er Klängen wohnt tatsächlich eine Art Magie inne, sodass wir uns ein ums andere Mal neu in diesem Sound verlieren. Hinter der schnöden Bezeichnung Post Punk verbirgt sich doch so viel mehr, Avantgarde, Dark Wave, Independent, Pop, und irgendwo verschwimmen die Grenzen, irgendwann verschwimmen die Jahrzehnte, da tauchen Künstler auf wie She Past Away oder Ash Code, die zwischen den Zeiten eben diesem Sound huldigen, der auch in den 80ern schon faszinierte. Das Rad neu erfinden? Muss man nicht, es genügt schon es neu aufzurollen. Zeitlos zeitgemäß, heute wie dazumal.